6 Bücher, die man gelesen haben sollte: Von der Geschichte der Bienen hin zum Weg des Künstlers

Ich bin kein Shopaholic, ich bin ein Bookaholic! Pro Monat lese ich ungefähr 2-3 Bücher und einen großer Teil meines Geldes gebe ich für Bücher aus. Und wenn ich mich zwischen Essen und Büchern entscheiden müsste, müsste ich echt überlegen … Auch wenn ich seit einiger Zeit versuche, weniger und bewusster zu konsumieren: Bücher gehören zu den Dingen, die ich kaufen, besitzen und in mein Bücherregal stellen will!

Betrete ich eine Wohnung und entdecke ein Bücherregal, macht mein Herz gleich einen kleinen Freudensprung. Und ich muss lächeln, weil ich weiß, dass ich mich in einer guten Wohnung befinde. Oder wie Cicero sagen würde:

„A room without books

is like a body without a soul.

Cicero

Aber kommen wir zu den Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe und die mich ganz besonders bewegt und inspiriert haben:

Kristen Roupenian: Cat Person

Ich finde ja, dass Kurzgeschichten total unterschätzt sind! Kurzgeschichten haben es schwer auf dem Buchmarkt, sagt man. Dieses Exemplar beweist das Gegenteil. In 12 Stories erzählt Kristen Roupenian ziemlich schonungslos über Beziehungen, Sex, Gewalt und die Machtverhältnisse unserer Zeit. Die Geschichten lassen einen verstört und schockiert zurück, und ziehen einen gleichzeitig in ihren Bann. So verschlingt man eine Kurzgeschichte nach der anderen, auch wenn das, was man da liest, manchmal nur schwer zu ertragen ist.

Aber genau das mag, ja erwarte ich von einem guten Buch: Ich will von ihm berührt werden; will, dass es etwas in mir auslöst – und sei es das Gefühl, dass sich auf einmal der Magen zusammenzieht. Und ich mag Geschichten, über die man auch noch lange im Anschluss nachdenken muss … Die Kurzgeschichten von Kristen Roupenian gehören definitiv dazu.

Lieblingsstelle:
„Wir stellten die Regeln auf, sagten , was er durfte und was nicht, was er berühren durfte und was nicht. Meist durfte er gar nichts: Er schaute uns zu, und manchmal erlaubten wir ihm nicht einmal das. […] Zuerst war es noch etwas seltsam Unausgesprochenes, was während dieser Nächte passierte, eine Blase, die an den Rändern des echten Lebens haftete; aber dann, ungefähr eine Woche später, stellten wir auch für tagsüber Regeln auf, die er zu befolgen hatte, und plötzlich zerbarst die Welt, wie sie war, mit einem großen Krachen, und heraus quollen lauter neue Möglichkeiten.“

Lea Streisand: Im Sommer wieder Fahrrad

Im Buch „Im Sommer wieder Fahrrad“ geht es um die Erzählerin Lea, die plötzlich schwer erkrankt und um ihre Großmutter Ellis. Zwei starke Frauen, die beide ihr Päckchen zu tragen haben, und deren Geschichte und Leben abwechselnd und gleichzeitig ineinander verwoben erzählt wird. Im Roman geht es um die existenziellen Themen: Es geht um das Leben und den Tod, um das Jungsein und Altwerden, um Krieg und Krebs, um das Schreiben und um die Liebe. Und es geht darum, was passiert, wenn dir das Leben von heute auf morgen den Boden unter den Füßen wegzieht …

Wie genau sich das anfühlt, wird im Roman eindrücklich beschrieben. Und trotz dieser schweren Themen schafft es die Autorin, eine gewisse Leichtigkeit beizuhalten. Ein Buch, das berührt. Und zeigt, was wirklich wichtig ist im Leben.

Lieblingsstelle:
„Todesangst macht einsam. Angst überhaupt macht einsam. Vielleicht liegt darin das Problem. Die Angst ist ein Arschloch, sie trennt dich von deinen Freunden und sperrt dich in einen dunklen Keller ohne Licht, in den gedämpfte Geräusche von oben dringen, von dort, wo die anderen sind, die dich nicht hören, weil sie da sind, wo das Leben ist. Das Leben feiert eine Party da oben, und alle trinken und haben Spaß, nur du bist der Spielverderber und stirbst hier unten.“

Wilhelm Schmid: Unglücklichsein. Eine Ermutigung

Es ist blau, klein und hat nur knapp 100 Seiten. Und trotzdem stecken so viele Wahrheiten und Weisheiten in diesem Buch. Und zwar so viele, dass man am liebsten jeden zweiten Satz unterstreichen würde – und könnte! Denn im Gegensatz zu so vielen Büchern unserer Zeit geht es nicht um das Glück, und darum, glücklich(er) zu werden, sondern es geht genau um das Gegenteil: das Unglücksein. Und darum, dass es auch das Unglück und Unglücklich sein im Leben braucht, weil es quasi das Gegengewicht zum Glück darstellt. Und weil es zur Existenz des Menschen dazugehört.

Das Buch wirft außerdem eine ziemlich spannende Frage auf: Macht uns die Suche nach dem Glück unglücklich? Und kann es sein, dass die Menschen nur deshalb unglücklich werden, weil sie glauben, permanent glücklich sein zu müssen?

Lieblingsstelle:
„Die eigentliche Herausforderung des menschlichen Lebens besteht nicht darin, glücklich zu sein. Mit ein wenig Wissen und Übung schafft das jeder, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit. Weitaus schwieriger ist es, mit dem Unglücklichsein zurechtzukommen, es aufzunahmen und auszuhalten.“

Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen

Das Buch von Maja Lunde habe ich geschenkt bekommen. Und ich muss gestehen, dass mich der Titel des Buches zunächst nicht wirklich angesprochen hat. Denn ich hatte die Befürchtung, dass es zu naturwissenschaftlich und trocken sein könnte … Aber da lag ich sowas von daneben! Der Roman „Die Geschichte der Bienen“ ist so vieles auf einmal: Er ist spannend, aufrüttelnd, visionär, historisch, informativ, bewegend, emotional … Und die Art und Weise, wie der Roman aufgebaut ist, ist einzigartig (zumindest habe ich bisher noch kein Buch mit so einer Gliederung gelesen).

Es wird die Geschichte von drei Protagonisten zu drei verschiedenen Zeiten in drei verschiedenen Ländern erzählt. Da gibt es einmal die Geschichte von Tao, die im Jahre 2098 mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in Sichuan, China lebt, und die mit der Hand Blüten bestäubt. Da ist Imker George aus dem Jahr 2007, der in Ohio in den USA lebt und der damit hadert, dass sein Sohn lieber studiert als in den Familienbetrieb miteinzusteigen. Und da ist der Biologe und Forscher William, dessen Geschichte in England im Jahre 1852 spielt, und der seit Wochen das Bett nicht mehr verlassen kann – bis ihm plötzlich die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock kommt.

Ein Roman, der sich mit den wichtigen und aktuellen Fragen unserer Zeit beschäftigt, ohne zu belehren. Und das man nicht mehr weglegen möchte (oder sollte!).

Lieblingsstelle:
„Es war ein anderer Mann, der mich da anstarrte. Ich hätte erschrecken müssen, aber dem war nicht so. Denn das Schwache, Weibliche war weg. Weg war der freundliche Kaufmann. Der Mann, der mich anstarrte, war einer, der etwas erlebt hatte. Es war ein Paradox, hatte ich doch monatelang nur im Bett gelegen und nichts erlebt, war von nichts umgeben gewesen als meinen eigenen, niederen Gedanken. Doch das Spiegelbild sagte etwas anderes.“

Julia Cameron: Der Weg des Künstlers

„Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität“ lautet der Untertitel des Buches von Julia Cameron. Und wer sich mit Spiritualität sowie mit kreativen Tätigkeiten beschäftigt (oder in Zukunft beschäftigen will), der sollte dieses Buch unbedingt lesen! Aktuell lese ich gerade zum zweiten Mal den Weg des Künstlers und ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie oft ich mich in diesem Buch wiederfinde, und wie sehr dieses Buch ins Schwarze trifft. Und das, obwohl dieses Buch wohlgemerkt aus dem Jahre 1992 stammt! Umso deutlicher und klarer wird, dass sich die meisten Künstler (seien es Schriftsteller, Maler, Tänzer oder Menschen, die anderweitig kreativ tätig sind) eigentlich alle mit denselben Ängsten und limitierenden Glaubenssätzen rumschlagen …

Der Ratgeber enthält ein 12-Wochen-Programm, in welchem Blockaden, Ängste und andere Hürden beiseite geräumt werden sollen, sodass die Kreativität wieder frei fließen kann. Zu den Übungen und „Hausaufgaben“ muss man sich manchmal ein bisschen aufraffen, aber man merkt schnell, worum es geht und wieso die Auseinandersetzung mit diesen Themen wichtig ist …
Die Autorin schreibt oft über „Gott“ oder „die göttliche Kraft“ und an dieser Stelle kann es manchmal etwas schwer fallen, Zugang zu dieser Beschreibung zu finden, vor allem weil das Thema Gott und Religion in Deutschland keine so große Rolle mehr spielt, wie das in den USA der Fall ist. Wenn man das Wort „Gott“ allerdings durch „schöpferische Energie“, „spirituelle Kraft“ oder was auch immer für einen selbst stimmiger klingt, ersetzt, dann kann man das Ganze gut für sich und das, woran man glaubt, anpassen.

Mir hat dieses Buch auf jeden Fall sehr beim Schreiben und meiner Schreibblockade im letzten Jahr geholfen. Und es gibt Dinge, wie die Morgenseiten, die ich nach wie vor regelmäßig mache.

Lieblingsstelle:
„In der Kunst geht es nicht darum, sich etwas auszudenken. Das Gegentei ist der Fall. Es geht darum, etwas Vorhandenes zu Papier, auf die Leinwand zu bringen.“

Michèle Hügin: Emma denkt.

Bei „Emma denkt.“ handelt es sich um ein literarisches Online-Projekt und gleichzeitig um das Autoren-Pseudonym von Michèle Hügin. Seit 2013 veröffentlicht die Autorin auf Facebook (und seit einem Jahr auch auf Instagram) fast täglich Texte, kleine Erzählstücke, Gedanken und Gedichte.

Bisher war ich von den meisten Büchern, die ich mir gekauft habe, und die im Selbstverlag entstanden sind, eher enttäuscht … Und auch mit Gedichten und der Lyrik ist es ja manchmal so eine Sache. Dieses Buch reiht sich aber zum Glück nicht in die Reihe der Enttäuschungen ein, ganz im Gegenteil. Alleine schon aus optischen Gründen lohnt sich dieses Buch, denn ich liebe, liebe, liebe dieses wunderschöne Buchcover! Das Coverbild sowie die Illustrationen im Buch stammen übrigens von der Schwester der Autorin, der Grafikdesigner Sarah Hügin.
Aber natürlich sind auch die Texte und Gedichte lesenswert. Unterteilt sind sie in elf Kapitel, die Überschriften tragen wie „Über den widrigen Umgang mit Gefühlen“ oder „Über die Taktlosigkeit von Herzschmerz“. Denn es geht um die Liebe und Gefühle, aber auch um Themen wie Mut, Hoffnung und das Leben im Allgemeinen.

Ein Buch, dessen Texte und Gedichte man wunderbar als kleine poetische Betthupferle kurz vorm Schlafengehen lesen kann.

Lieblingsstelle:
„Mich macht so einiges wütend, aber am Ende noch viel mehr traurig. Am allermeisten das Schöne. Die einen finden das anstrengend, jene schauen einen stirnrunzelnd an und man hört sie denken: Oh Gott, hat sie zu viel Kafka gelesen, oder noch schlimmer, tut sie nur so? Die anderen nicken stumm, denn während manche über Menschen nachdenken, die zu viel Kafka lesen oder nur so tun, haben sie mal eben gelebt. Das nehme ich zumindest an.“

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3 Kommentare

  1. Hallo Antonia,
    ich bin per Zufall auf deinen Blog gestoßen und dann hängen geblieben. In der Regel schreibe ich keine Kommentare, aber hier muss ich ein Ausnahme machen. Eine Homepage mit Seele! Es ist toll deine Beiträge zu lesen. Ich wünsche dir für das Jahr 2020 die Erfüllung deiner Buchveröffentlichung. Alles Gute, Heike

    1. Hallo Heike,

      vielen Dank für deine lieben Zeilen! Es freut mich sehr, dass dir meine Beiträge gefallen. Und die Buchveröffentlichungs-Wünsche nehme ich gerne entgegen (auch noch für das Jahr 2021;)

      Alles Liebe, Antonia

  2. Bei der Suche nach bewegenden, bewegenden Büchern bin ich auf dieser Seite gestoßen. Vielen Dank für die Tipps. (Die Geschichte der Bienen habe ich bereits gelesen!)
    Vielleicht interessieren sich ihre Leser auch für den Roman „Sterne sieht man nur bei Nacht“ – es geht um einen jungen Mann, der die Krebserkrankung seiner Mutter verarbeitet, indem er sich intensiv ins Leben stürzt. https://www.chiemgauseiten.de/sterne-sieht-man-nur-bei-nacht/

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