Wenn ich mein Verhältnis zur Social-Media-Welt beschreiben müsste, dann würde ich sagen, dass es ziemlich zwiegespalten ist. Ein bisschen so wie meine Beziehung zu Berlin: Eine Hass-Liebe. „It’s complicated“ würde Facebook zu diesem Beziehungsstatus sagen.
Denn einerseits werden wir durch Blogberichte, Fotos und Videos informiert und inspiriert und können so zum Beispiel in fremde Länder mitreisen, ohne wirklich vor Ort zu sein. Andererseits gehören Facebook und Co. wahrscheinlich zu den größten Zeitfressern, die wir momentan haben. Sie eignen sich wunderbar zum Ablenken und Prokrastinieren und sie machen leider auch etwas mit unserer Konzentrationsspanne, die durch das schnelle Scrollen und Überfliegen von Bildern und Beiträgen immer geringer wird. Das größte Problem liegt aber ganz woanders: Die Social-Media-Kanäle genererieren permanent einen Mangel in uns.
Social-Media-Konsum – und seine Folgen
Wir konsumieren tagtäglich all diese Bilder von Instagramern und Bloggern, die um die Welt reisen, in die Kamera strahlen und ihr erfolgreiches, aufregendes Leben präsentieren – und fühlen uns schlecht, weil wir uns und unser Leben mit ihnen vergleichen. Weil wir eben nicht um die Welt jetten, nicht drei Online-Unternehmen gegründet haben und nebenbei noch zwei Bücher geschrieben haben, nicht 8.000 Follower bei Instagram haben und nicht jeden Tag supergut drauf sind.
Die Social-Media-Welt zeigt uns jeden Tag was wir nicht sind, nicht haben und nicht fühlen.
Ich ertappe mich oft dabei, dass ich nur mal für ein paar Minuten bei Instagram vorbeischauen will – und schwups ist eine Stunde vorbei. Und ich stelle immer wieder fest, dass das Rumsurfen auf Social-Media etwas mit meiner Stimmung macht – vor allem, wenn ich es wahllos und nicht zielgerichtet mache. Denn auch ich tappe immer wieder in die Falle, mich bzw. meinen Blog, meine Social-Media-Kanäle oder meine Buchprojekte mit anderen zu vergleichen – und genau das ist natürlich tödlich für die Kreativität und den Schreibflow …
In den letzten Wochen ist deswegen ruhig auf meinem Blog geworden. Weil ich eine Pause von der Social Media Welt brauchte. Weil ich den Spaß am Bloggen und Schreiben verloren hatte. Weil mein eigener Anspruch ans Schreiben und mein Perfektionismus mich völlig blockiert haben. Und weil ich das Gefühl hatte, dass es in unserer heutigen Welt überhaupt nicht mehr um den Inhalt geht, sondern nur noch darum, ihn zu verkaufen.
Für wen oder was blogge ich eigentlich? Und was will ich mit meinen Beiträgen erreichen?
Und dann habe ich mich heute Morgen gefragt, was ich eigentlich mit meinem Blog erreichen will. Weswegen ich ihn damals ins Leben gerufen haben. Und mir wieder die Antworten bewusst gemacht: Ich möchte Menschen inspirieren. Ich möchte über Dinge schreiben, die mich bewegen. Ich möchte über die Höhen und Tiefen des Lebens schreiben, über das Hinfallen und das Aufstehen, die guten Momente teilen ebenso wie die schwierigen. Eine Plattform schaffen, auf der ich meine Gedanken und Worte teilen kann, denn genau dafür habe ich meinen Blog Gedankenregen vor eineinhalb Jahren ins Leben gerufen. Und lieber inspiriere ich fünf Leser und kann ihnen vielleicht ein paar Denkanstöße geben, als dass ich Tausende von Followern habe und völlig den Spaß am Schreiben verliere, weil es nicht mehr um Inhalt, sondern nur noch um Keywords, SEO-Optimierung und Reichweite geht.
Back to the roots
Ich bin neulich über einen schon etwas älteren Blogartikel von Gesa Neitzel, Autorin des Buches „Frühstück mit Elefanten“ gestolpert, in dem sie ihre ganz ähnlichen Erfahrungen und Gedanken schildert. Und in dem sie schreibt, dass sie „das Bloggen für sich wieder zu den Wurzeln zurückbringen möchte„. Genau das will ich auch. „Back to the roots“, im Schreiben und auch sonst. Denn manchmal hilft es, einen Schritt zurückzugehen und sich zu fragen, was seine Ursprungsintention einmal war. Und worum es einem eigentlich geht – im Schreiben und auch sonst im Leben …
Und zum Glück gibt es ja auch diese anderen Menschen, Blogger und „Influencer“ (ein Wort, dass ich persönlich nicht wirklich mag) da draußen. Diejenigen, die authentisch sind und den Mut haben, sich auch von ihrer verletzlichen Seite zu zeigen. Die nicht nur ihre guten Momente teilen, sondern uns auch an ihren Schwierigkeiten, Zweifeln und Ängsten teilhaben lassen. Die uns inspirieren und mit ihren Worten berühren – und uns Mut machen. Und die uns das Gefühl vermitteln: Hey, du bist nicht alleine.
Solche besonderen Menschen möchte ich in Zukunft auf meinem Blog vorstellen. Ihr dürft also gespannt sein:)