Thailand und Vietnam haben etwas mit mir gemacht.
Haben mich vom ersten Moment an gepackt, verzaubert, an den Händen genommen oder eher gezogen, hin zu den schönsten und buntesten Orten, in einem Tempo, dass mir manchmal ganz schwindelig wurde. Aber schwindelig im positiven Sinne, das gleiche Gefühl, wie nach einem Glas Sekt auf nüchternen Magen, aber bevor es zu viel wurde, haben mich die Hände jedes Mal zu diesen versteckten Oasen inmitten des hektischen Troubels geführt. Mal war es ein Fluss, mal ein See, meist ein Tempel.
Überhaupt Tempel! Spätestens da war es um mich geschehen, war es jedes Mal geschehen, wenn ich einen von ihnen betrat, die alle so unterschiedlich und einzigartig waren und doch jedes Mal die gleiche Wirkung auf mich hatten. Dieses tiefe Gefühl von Dankbarkeit. Dankbarkeit an diesem Ort sein zu dürfen, in diesem Tempel; dieses besondere Gefühl zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und nichts ändern zu wollen, selbst wenn man es könnte.
Thailand und Vietnam haben mir eine neue Heimat gegeben. Einen Ort zum Ankommen, Wiederkommen, zu sich kommen, einen Ort, den ich immer wieder in meinen Erinnerungen besuche und hoffentlich bald auch wieder mit den Füßen. Thailand und Vietnam haben mich vor Glück weinen lassen und manchmal auch aus Überforderung, nur um mich im nächsten Moment wieder mit allen Sinnen zu verführen. Und was für ein schönes und verwirrendes Gefühl ist das bitte, vor Glück zu weinen? Habe ich vorher nicht gekonnt, nie erlebt, war mir unbekannt dieses Gefühl, wenn sich Traurigkeit und Freude vermischen und die Augen feucht und das Herz ganz groß machen.
Und nun ist mein Körper wieder in Deutschland, die Seele kommt Stück für Stück nach, aber das Herz, das Herz ist noch dort. Zumindest ein Teil davon.
Es ist zwischen den grünen Reisfeldern und den violetten Sonnenuntergängen, zwischen dem Wind auf meinem Gesicht und dem klebrigen Gefühl von Salzwasser auf meiner Haut, ist zwischen den lauten TukTuks, hupenden Motorrädern und scheppernder Karaoke-Musik, ist zwischen dem thailändischen Kleb-Reis mit Kokosnussmilch und frischer Mango und dem viel zu süßen vietnamesischen Kaffee, ist zwischen den weißen Buddha-Statuen und goldenen Tempeln, ist zwischen dem thailändischen Sàwàddee Ká und vietnamesischen Xin Chào, ist zwischen dem Lachen einer Straßenverkäuferin und dem eines Reis-Bauern, ist zwischen Bahnhöfen, Haltestellen und Gepäckstücken, an denen Menschen dranhängen, die die gleiche Leidenschaft teilen, ist zwischen Gesprächen und Momenten und Erlebnissen, ist einfach dazwischen.
Und was macht man bei Liebeskummer? Man wartet, man hofft, man vermisst. Man gibt sich der Sehnsucht hin, schwelgt in Erinnerungen, verklärt manchmal auch die eine oder andere Sache, ist dankbar für die gemeinsame Zeit und gleichzeitig wehmütig. Man wartet, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber noch mehr wartet man darauf, den Geliebten endlich wieder in die Arme zu schließen und sich wiederzusehen, damit das Herz wieder eins wird.